Die Filmstarts-Kritik zu Fun Size - Süßes Oder Saures (2024)

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Fun Size - Süßes Oder Saures

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

3,0

solide

Fun Size - Süßes Oder Saures

Von Andreas Günther

Während man sich über manche deutschen Titel amerikanischer Filme nur wundern kann, treffen andere den Nagel auf den Kopf. Die Idee, das im Original „Fun Size" betitelte Kino-Debüt von Josh Schwartz – Erfinder der Serien „O.C., California", „Chuck" und „Gossip Girl" – hierzulande um den Zusatz „Süßes oder Saures" zu erweitern, ist so ein Fall. Nicht nur weil die Handlung am Abend vor Halloween spielt, sondern auch weil sich süße, pubertäre, oftmals infantile Humoreinlagen immer wieder mit sehr ernsten – sauren – Momenten abwechseln. Dass diese Gratwanderung insgesamt aufgeht, hat Schwartz vor allem seinem jüngsten Darsteller zu verdenken: Der mit gerade einmal acht Jahren schon erstaunlich charismatische Jackson Nicoll („The Fighter") ist das Highlight der Tragikomödie.

Die introvertierte Wren (Victoria Justice) und ihre statusbewusste Freundin April (Jane Levy) hätten zu Halloween eigentlich allen Grund zur Freude: Durch Zufall haben sie eine Einladung zur Party von Nachwuchs-Rocksänger Aaron Righley (Thomas McDonell) bekommen, obwohl sie dafür doch eigentlich nicht cool genug sind. Da Wrens verwitwete Mutter Joy (Chelsea Handler) aber mit ihrem sehr viel jüngeren Freund Keevin (Josh Pence) ebenfalls ausgehen will, scheint sich der Traum zu zerschlagen. Wren wird dazu verdonnert, zu Hause auf ihren kleinen Querulanten-Bruder Albert (Jackson Nicholl) aufzupassen, der seit dem Tod des Vaters nicht mehr spricht. Kurzerhand wird der kleine Quälgeist als Mini-Spider-Man verkleidet und mitgeschleppt. Doch dann verliert Wren ihren Bruder im Halloween-Getümmel aus den Augen. Gemeinsam mit den Eierköpfen Roosevelt (Thomas Mann) und Peng (Osric Chau) starten die Mädels eine fieberhafte Suchaktion, die in Auto-Karambolagen und Handgreiflichkeiten mündet. Der Gesuchte nutzt derweil den ungewohnten Freiraum für allerhand Streiche und wird dabei vom Drugstore-Angestellten Fuzzy (Thomas Middleditch) in ziemlich gefährliche Rachepläne an seinem gewalttätigen Nebenbuhler verwickelt.

Wer angesichts dieses Handlungsverlaufs, der Besetzung von „Project X"-Star Thomas Mann und des an den Found-Footage-Party-Knaller angelehnten Kinoposters „Fun Size" für eine wüste und zotige Komödie hält, wird diese Erwartungen nur zum Teil bestätigt finden. Kameramann Yaron Orbach („Our Idiot Brother", „The Ward") schafft es zwar das Flair des Halloween-Festes einzufangen, eine Mitfeierstimmung wie bei „Project X" erzeugt er aber nie. Auch der Irrwitz einiger absurder Gag-Einfälle des Überraschungserfolgs von Nima Nourizadeh wird nicht erreicht – obwohl die Kostümierungen der Partygäste eigentlich gerade dazu einladen. Da geht es dann abgesehen von einem originellen Duell zwischen einer antiquierten Muskete und einer Hähnchenkeule, eine aus vergossenem Orangensaft und selbstvergessener Hüftbewegung gesponnene schlüpfrige Anspielung sowie einer riesige Hähnchen-Statue, die ein Auto von Hinten beglückt, meist recht gesittet zu. John Schwartz hatte aber ohnehin keinen reinen Party-Film im Sinn. So lässt er Wren immer wieder aus dem Off nachdenklich über ihren toten Vater und ihre uneingestandene Schwärmerei für Roosevelt grübeln. Der Regisseur geht sogar so weit, dass er die Mitglieder der Teenager-Gruppe so vernünftig darstellt, dass sie ihre Eltern geradezu auffordern, ihre Vorbild-Rollen wieder einzunehmen.

Die Schere zwischen Klamauk und Korrektur der familiären Aufgabenverteilung wäre indes zu groß, gäbe es nicht die Meisterleistung von Nachwuchsstar Jackson Nicoll. Der propere Knirps mit dem Gesicht eines John Goodman balanciert die konträren Elemente soweit aus, wie es nur möglich ist. Mit Knallfröschen ausgerüstet, immer bereit, die ganze Schokolade einzusammeln statt sich mit nur einem Bonbon abspeisen zu lassen, macht Albert die Halloween-Fete seiner Heimatstadt Cleveland unsicher. Das bereitet nicht nur den größten Spaß, sondern ist gleichzeitig auch eine ungemein menschliche Schilderung der sehr persönlichen Trauerarbeit. Denn seine Ausgelassenheit ist eine Verbeugung vor dem verstorbenen Vater, der mit ihm an Halloween um die Häuser zu ziehen pflegte. Während Drehbuchautor Max Werner („The Colbert-Report") den Schmerz über diesen Verlust durch das vermeintlich komische Kostüm-Requisit eines abgerissenen Arms und durch die Stummheit der Figur unterstreicht, findet Nicoll einen eigenen Weg dies auszudrücken. Dabei verfügt er über ein differenziertes Mienenspiel, das auch sehr viel reiferen Charakterdarstellern alle Ehre machen würde. Wie sehr Albert den Film in der Hand hat, sieht man zudem, wenn er zu Beginn des Abspanns das Wort „The End" entfernt und noch ein paar Gags nachschiebt.

Fazit: Josh Schwartz‘ Regiedebüt „Fun Size – Süßes oder Saures" bietet Tragikomik nicht nur über oder für Teenies. Die Mischung aus pubertärem Humor, Lehren über Verantwortungsbewusstsein und Trauerarbeit ist bisweilen unausgewogen, wird aber insgesamt von Jungdarsteller Jackson Nicoll zusammengehalten.

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